In vielen Gebäuden ist die Raumlufttechnik heute ein unverzichtbarer Bestandteil moderner Haustechnik – sei es in Wohnhäusern, Büros oder Gewerbebauten. Wer als Handwerker mit der Wartung, Überprüfung oder Inbetriebnahme von Lüftungsanlagen zu tun hat, kommt an einem Thema nicht vorbei: der korrekten Messung des Volumenstroms. Sie entscheidet darüber, ob eine Anlage die geforderten Luftmengen tatsächlich liefert – und ob die Raumluftqualität stimmt.
Was ist der Volumenstrom und warum ist er wichtig?
Doch was genau ist der Volumenstrom? Er beschreibt die Luftmenge, die pro Stunde durch ein Lüftungssystem transportiert wird – in der Regel angegeben in Kubikmetern pro Stunde (m³/h). Der Wert ergibt sich aus der Querschnittsfläche eines Luftkanals multipliziert mit der mittleren Strömungsgeschwindigkeit. Bei einem runden Kanal mit 200 mm Durchmesser und 5 m/s Luftgeschwindigkeit ergibt sich beispielsweise ein Volumenstrom von rund 565 m³/h.
Für die Luftqualität sind diese Werte entscheidend. In Wohnräumen empfiehlt die DIN 1946-6 eine Außenluftzufuhr von etwa 30 bis 40 m³/h pro Person. In einem Schlafzimmer mit zwei Personen wären das also mindestens 60 m³/h. In Badezimmern liegt der empfohlene Abluftvolumenstrom bei rund 100 bis 125 m³/h, um die Feuchte sicher abzuführen. In Büros mit mittlerer Belegung rechnet man mit 40 bis 60 m³/h je Arbeitsplatz. Bei einem Vier-Personen-Haushalt summieren sich die notwendigen Luftmengen also schnell auf 120 bis 150 m³/h – eine Größenordnung, die Anlagen zuverlässig und effizient liefern müssen.
Messverfahren in der Praxis: Von Anemometer bis Messhaube
Doch wie misst man diesen Volumenstrom korrekt? In der Praxis stehen dazu verschiedene Verfahren zur Verfügung – je nachdem, ob man direkt am Luftauslass, im Kanal oder am Lüftungsgerät misst. Die einfachste Methode ist die Messung mit einem Flügelrad-Anemometer. Es misst die Strömungsgeschwindigkeit über ein rotierendes Windrädchen und rechnet bei bekannter Auslassfläche den Volumenstrom aus. Diese Geräte sind robust und weit verbreitet, aber bei verwirbelten oder ungleichmäßigen Strömungen können sie ungenaue Werte liefern – denn sie unterscheiden nicht zwischen Vorwärts- und Rückströmung.
Genauer sind sogenannte Thermoanemometer, die auf einem beheizten Draht basieren. Sie messen sehr empfindlich auch kleinste Luftbewegungen und eignen sich ideal für niedrige Strömungsgeschwindigkeiten – etwa bei der Messung in Abluftkanälen oder bei der Einregelung einzelner Räume. Eine weitere präzise Methode ist das Prandtl-Staurohr, das über den Staudruck die Luftgeschwindigkeit ermittelt. Diese Technik ist besonders bei Messungen im Kanal geeignet, wenn z. B. der Gesamtvolumenstrom einer Anlage geprüft werden soll. Allerdings braucht es dafür eine gewisse Beruhigungsstrecke – mindestens das Sechsfache des Kanaldurchmessers – um verlässliche Werte zu erzielen.
Sehr beliebt sind in der Praxis auch sogenannte Volumenstromhauben oder Messtrichter. Diese Geräte werden direkt auf den Luftauslass – etwa ein Tellerventil – gesetzt. Die gesamte Luft strömt durch die Haube, ein interner Sensor misst die Strömungsgeschwindigkeit und rechnet direkt den Volumenstrom aus. Besonders praktisch: Viele Geräte zeigen das Ergebnis sofort an und ermöglichen eine schnelle Einregelung einzelner Räume. Wichtig ist hier allerdings, dass die Haube gut abdichtet – denn schon kleine Leckströme können das Messergebnis deutlich verfälschen.
Eine weitere Möglichkeit bietet die K-Faktor-Messung. Dabei wird an einem dafür vorgesehenen Luftdurchlass der Differenzdruck gemessen und über eine Herstellerkennlinie der zugehörige Volumenstrom ermittelt. Diese Methode ist besonders schnell, setzt aber voraus, dass man die spezifischen K- oder n-Werte des verwendeten Bauteils kennt.
Normen, korrekte Durchführung und praktische Tipps
Die Norm DIN EN 12599 gibt genau vor, wie die Volumenstrommessung durchzuführen ist. Sie schreibt beispielsweise vor, dass bei der Abnahme alle Zuluftvolumenströme erfasst werden müssen – mit einer maximalen Messabweichung von ±15 %. Die Richtlinie VDI 2080 ergänzt diese Norm mit praxisnahen Empfehlungen zur Anzahl der Messpunkte im Kanal, zu den Messverfahren und zur Fehlervermeidung. Für Wohngebäude legt zudem die DIN 1946-6 verbindliche Mindestwerte für die Luftvolumenströme fest – etwa für Feuchteschutz oder hygienische Mindestbelüftung.
In der Praxis ist es entscheidend, Messungen sauber vorzubereiten: Geräte kalibrieren, die richtige Methode wählen und sich Zeit nehmen. Messungen im Kanal sollten mit mehreren Punkten erfolgen, um ein aussagekräftiges Mittel zu erhalten. An Auslässen ist eine Messhaube in der Regel die beste Wahl. Und: Messergebnisse sollten immer dokumentiert werden – inklusive eingesetzter Geräte, Betriebsbedingungen und eventueller Abweichungen vom Sollwert.
Zusammengefasst lässt sich sagen: Wer den Volumenstrom präzise misst, schafft die Grundlage für eine funktionierende Lüftungsanlage – und damit für gesunde Raumluft, zufriedene Kunden und einen effizienten Anlagenbetrieb. Mit etwas Übung und dem richtigen Werkzeug wird die Messung zur Routine – und zur Qualitätsgarantie im Alltag technischer Gebäudeausstattung.
Als Spezialist für professionelle Messtechnik bietet beispielsweise das Unternehmen Testo aus dem Schwarzwald eine breite Palette an Geräten und Lösungen für die präzise und effiziente Volumenstrommessung in RLT-Anlagen an. Diese unterstützen den Fachhandwerker bei der Inbetriebnahme, Wartung und Überprüfung von Lüftungs- und Klimaanlagen gemäß den geltenden Normen.