Die globale Bauindustrie (Marktvolumen etwa 9 Billionen US-Dollar) steht vor der immensen Herausforderung, ihren CO2- und Materialfußabdruck deutlich zu reduzieren, um zu einer nachhaltigeren und regenerativen Zukunft beizutragen. Der Bausektor, der etwa 40 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich ist, trägt nicht nur erheblich zum Klimawandel bei, sondern ist auch für eine Reihe anderer ökologischer Probleme verantwortlich, darunter übermäßiger Wasserverbrauch, hoher Stromverbrauch und beträchtliche Abfallmengen. Diese Herausforderungen stellen eine signifikante Bedrohung für die globalen Bestrebungen dar, die Netto-Null-Ziele zu erreichen.
Die Errichtung eines Gebäudes repräsentiert den Zeitraum, in dem die größte Umweltbelastung entsteht. In dieser Phase fallen 90 Prozent der gesamten Emissionen an, was mehreren Millionen Tonnen CO2 entspricht. Diese Emissionen entstehen über den gesamten Lebenszyklus der Baumaterialien – von der Gewinnung über die Produktion und den Transport bis hin zum Bau selbst und der späteren Entsorgung.
Die Branche zeigt jedoch Anzeichen eines Wandels. Während des The Klosters Forum (TKF), einer Konferenz, die sich dem Thema „Nachhaltige Immobilien“ widmet, kamen Experten aus verschiedenen Bereichen der Bauindustrie zusammen, um die etablierten Praktiken zu hinterfragen und Strategien für eine nachhaltigere Zukunft zu entwerfen. In intensiven Diskussionen erörterten sie die negativen Auswirkungen traditioneller Bautechniken auf die Umwelt und die Notwendigkeit, neue Gebäude nur dann zu errichten, wenn sie absolut notwendig sind. Stattdessen betonten sie die Bedeutung der Modernisierung, des sogenannten Retrofittings und der Sanierung bestehender Gebäude, insbesondere in Industrieländern mit einem bereits umfangreichen Gebäudebestand.
Ein weitreichender Ansatz, der auf der Konferenz vorgestellt wurde, ist die Umwandlung leerstehender Büroflächen in Wohnraum; viele Büroflächen sind nach der Pandemie dauerhaft ungenutzt. Diese Konversion bietet eine Lösung für das Problem der knappen Wohnräume und kann dazu beitragen, die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum in den Innenstädten zu decken. Laut der Beratungsfirma McKinsey könnte die Nachfrage nach Büroflächen bis 2030 im pessimistischen Szenario um 38% gegenüber 2019 sinken, was den Wert der Immobilien senkt und Investitionsmöglichkeiten in der Umwandlung von Büroflächen in Wohnraum schafft. Durch die sinkende Nachfrage wird auch der Wert der Immobilien abnehmen. In den neun untersuchten Städten (u.a. München, New York Coty, Tokyo, Paris und London) stehen im bis 2030 insgesamt 800 Mrd. US-Dollar real auf dem Spiel.
Das Immobilienunternehmen JLL schätzt, dass etwa 25 Millionen Quadratmeter leerstehende Büroflächen in den 35 größten europäischen Städten zu 500.000 Wohnungen umgebaut werden könnten, wodurch bedeutende Investitionsmöglichkeiten entstehen. Neben der Umnutzung bestehender Strukturen konzentriert sich die Bauindustrie auf die Entwicklung und den Einsatz intelligenter Bautechnologien und innovativer, regenerativer Materialien, um den CO2-Fußabdruck weiter zu verringern. Materialien wie Holz, insbesondere in Form von Kreuzlagenholz (KLH), gewinnen an Beliebtheit, da sie in Kombination mit anderen natürlichen Materialien wie Lehm die Gesamtleistung von Gebäuden verbessern können. Verschiedene Unternehmen führten bei diesem Kongress wirkungsvoll vor, wie moderne Technologien und intelligente Produktdesigns genutzt werden können, um nachhaltige Bauoptionen zu schaffen, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch vorteilhaft sind.